Die Hafenstadt
Gilimanuk
Die Hafenstadt
Gilimanuk an Balis westlichstem Ausläufer ist etwa 134 km von
Denpasar und ca. 88 km
von Singaraja entfernt und verbindet mit einem Fährbetrieb
über die Bali-Straße (Selat Bali) die Insel
Bali mit Ost-Java. Die Fähren transportieren
auch Busse, PKWs und
Motorräder. Viele Importe von und nach Bali und die meisten
einheimischen Touristen passieren
diesen Ort.
Die Überquerung
der Bali-Straße dauert etwa 30 Minuten auf der Strecke von
Gilimanuk
nach Ketapang und zirka eine Stunde nachBanyuwangi.
Tagsüber legen die Fähren
im 20-Minuten-Takt ab, während der Nacht alle 30
Minuten.
Außer seines
24-Stunden-Fährbetriebes, seinem Museum und ein paar kleinen
Restaurants hat Gilimanuk Touristen
ansonsten wenig zu bieten. Abends kann man
sich die Wartezeit mit einem Besuch des
Nachtmarktes (Pasar Malam) verkürzen,
auf dem es einige sehr leckere Garküchen
gibt.
Kurz vor
Gilimanuk wird der Besucher von einem überdimensionalen
weißen Tor, das mit
Krokodil- und
Schlangenstatuen geschmückt ist,
begrüßt.
Ein zweites
großes Tor, ein Candi Bentar (gespaltenes balinesisches Tor), das man
vom Schiff oder der Fähre aus schon
von weitem sehen kann, heißt am Hafen die
Menschen willkommen. Dieses Tor
soll aber vor allem Dämonen und unerwünschte
Besucher von der Götterinsel Bali
fernhalten.
Fährt man in die kleine Stadt
hinein, so entdeckt man rechts und links der Hauptstraße
erstaunlich viele
Hotelhinweisschilder. Einige der Hotels sind sogar nach westlichem
Standard ausgestattet.
Es gibt unzählige
Warungs und Shops, die Sarongs, Taschen und alle möglichen Souvenirs
verkaufen. Die Preise sind hier
sehr bescheiden, und man kann außerdem noch mit den
Verkäufern verhandeln.
Wir hatten an einem Shop ein nettes
Erlebnis, als wir zwei Sarongs kaufen wollten, weil
wir unsere (wieder einmal)
vergessen hatten. Nachdem wir bereits den Preis von etwa
5 Euro bezahlt hatten, gab uns die
Verkäuferin noch einen dritten Sarong als Geschenk
dazu.
Der Fährhafen von
Gilimanuk ist ziemlich beeindruckend. Die Hafenanlage ist
sehr groß
und sehr sauber. Man
findet dort viele kleine Shops, in denen man nach Herzenslust
herumstöbern kann.
Die Dächer der Hafengebäude sind
mit blauen Ziegeln bedeckt, die im Licht der Sonne
noch blauer und leuchtender wirken.
Mehrere Treppen führen zu einer Plattform
hinauf, von der aus man die abfahrenden und
ankommenden Schiffe beobachten kann.
Von dort oben hat man auch einen
wunderbaren Blick auf die Insel Java, und man
kann bei klarem Wetter am Horizont
sogar drei der östlichsten Vulkane Javas aufragen
sehen.
Im Nordosten liegt die
Bucht von Gilimanuk mit ihren beiden kleinen Inselchen, begrenzt
von den bewaldeten Berghängen des
West Bali Nationalparkes.
Es lohnt sich, bei einem Aufenthalt
in West-Bali einen zweitägigen Abstecher nach
Java zu dem imposanten Berg Bromo
zu machen. Wer einmal einen Sonnenaufgang
auf dem Bromo erlebt
hat, wird dieses
einzigartige Schauspiel wohl niemals mehr
vergessen. Hierzu muß man allerdings frühzeitig
aufstehen. Die erste Etappe kann
mit einem Jeep zurückgelegt werden,
danach geht es mit Pferden weiter aufwärts.
Wenn man mit dem Bus fährt, sind
die Gebühren für die Fähre üblicherweise im
Fahrpreis
enthalten.
Die Meerenge, die Java und Bali
voneinander trennt, ist kaum 3 km breit und
nur 60 m tief. Der Legende nach
soll sie ein mythischer König erschaffen haben,
der seinen Sohn verbannen wollte
und mit dem Finger eine Linie in die Erde
zeichnete. Daraufhin teilte sich
das Land, die Wassermassen des Indischen Ozeans
und der Java See fluteten herein
und trennten Bali von Java ab.
Die Dörfer rund
um Gilimanuk mit ihren Häusern aus einem Mix von
balinesischer,
javanesischer, maduresischer und
buginesischer Architektur sind einzigartig in
Bali. Ein Genuß
für das Auge sind auch die zahlreichen fantasievoll bemalten und
prächtig dekorierten Boote dieser
unterschiedlichen
Volksgruppen.
Verläßt man das Hafengelände auf
der östlichen Seite, so erreicht man nach ca. 2
Minuten das 1993 erbaute kleine Museum
of Man von Gilimanuk. Die beiden
Mitarbeiter des Museums sind sehr
freundlich und man merkt,
daß sie sich über
jeden Besucher freuen. Sie haben uns
auch bereitwillig Auskunft erteilt.
Schon in der Jungsteinzeit war es
für die Ureinwohner Balis kein Problem, die
schmale Meerenge zu überqueren und
in den Urwäldern Ostjavas der Jagd nachzugehen.
Während des
zweiten Weltkrieges entdeckte man nur 2 km südlich von
Gilimanuk bei
Cekik Steinäxte und Keramikscherben.
Seit 1963 führen die beiden indonesischen
Archäologen
Prof. Dr. R. Soejono und Prof. Dr. T. Jacub hier Ausgrabungen und
Forschungsarbeiten durch.
Mittlerweile wurden etwa 150
Begräbnisstätten freigelegt, in denen man neben
Skeletten auch Bestattungsbeigaben
wie einfache Werkzeuge, Tonkrüge, Keramikgefäße
und Opfertiere gefunden hat. Die
damaligen Ureinwohner Balis, die sich in dieser Gegend
niederließen, wurden der mongoloiden
asiatischen Rasse zugeordnet.
Im Museum of Man von
Gilimanuk sind drei dieser Skelette ausgestellt. Die meisten
dieser
neusteinzeitlichen
Funde werden jedoch im Bali-Museum in Denpasar, im
Archäologischen
Museum von Pejeng (Goa
Gajah), im Archäologischen Projekt von Sanglah (Denpasar) und
im
Museum von Jakarta
aufbewahrt.
Demnächst
wird auf dem Gelände des Museums of Man ein
größeres Freilichtmuseum eröffnet,
in dem man den
Besuchern die Ausgrabungsfunde realitätsgetreuer
präsentieren kann.
Die Schönheit von
Gilimanuks Stränden wird selten erwähnt. Ihre Vielfalt reicht von
farbenprächtigen Korallenbänken,
weißen und schwarzen Sandstränden bis hin zu
ausgedehnten Mangrovenwäldern und
Sümpfen, die einer Vielzahl von wilden Tieren
Lebensraum gewähren.
Die ruhige Lagune vor
Gilimanuk eignet sich hervorragend für viele Arten von Wassersport.
In der Bucht selbst gibt es zwei
kleine Inseln, Pulau Kalong (Fledermaus-Insel) und Pulau
Burung
(Vogel-Insel).
Gilimanuk unterliegt
einem stärkeren islamischen Einfluß als der Rest Balis. Während
der Kolonialzeit holten sich
balinesische Revolutionäre materielle und ideologische
Hilfe
aus Java, um die Holländer zu
vertreiben. In Cekik erinnert das Denkmal Pertempuran
Laut Pertama
an die Landung der indonesischen Armee in Bali in der Zeit von April bis
Juli 1946.
Im Schutz der
Dunkelheit überquerten indonesische Truppen in Auslegerbooten
von Banyuwangi aus die Bali-Straße
und landeten in Melaya, Candikusuma und Cupel
an der
Südwestküste Balis. Erbitterte Kämpfe brachen aus und viele Menschen starben.
Die Überlebenden flohen in die
Berge und unterstützten dort die indonesischen
Truppen
beim Guerrilla-Krieg.
Das Denkmal schildert mit
faszinierenden, in Stein gehauenen Bildern den Kampf des
balinesischen Volkes gegen die
holländische Besatzungsmacht. In eine riesige Steintafel
sind die Namen der in dem
heldenhaften Kampf gefallenen
Soldaten eingemeißelt.
Zur Zeit ist man dabei, die
Umgebung dieses Monuments zu verschönern und in einen
Park umzugestalten.
Kurz vor dem
Kriegerdenkmal steht - wenn man von Negara kommt auf der linken Seite -
der kleine Tempel Tirta Empul
Ulu, in dem sich eine heilige Quelle befindet.
Benutzt man die
Straße im Norden zwischen Singaraja und Gilimanuk, so bietet
sich einem ein ganz anderes
Landschaftsbild, als auf der Hauptstraße nach Denpasar.
Die Küstenlandschaft ist steiniger,
aber deshalb nicht weniger sehenswert als die
Südwestküste. Entlang der
Küstenstraße kann man auch ausgiebige Fahrradtouren
unternehmen, da hier erheblich
weniger Verkehr herrscht, als auf der vielbefahrenen
Südwestachse Denpasar - Gilimanuk.