Perancak
Von Rambut Siwi
kommend folgt man in Tegalcangkring (Mendoyo) dem
Wegweiser
Perancak / Delodberawah. Kurz vor Delodberawah
steht in der Mitte der Straße eine
Statue mit einem Krokodil. Krokodile sind
das Wahrzeichen Jembranas, man wird
ihnen in dieser Region noch öfter begegnen.
Nun biegt man nach
rechts ab und fährt in Richtung Perancak durch eine
idyllische Dorfstraße,
die rechts und
links von kleinen, gepflegten Häuschen flankiert wird. Wie
überall in Bali trifft man
auch hier die
balinesischen Hunde, die mitten auf der Straße ihr
Nickerchen halten und erst im
allerletzten
Moment dem herankommenden Auto Platz
machen.
Nach dem
kleinen Dorf Yeh Kuning erreicht man Air Kuning. Ab und
zu kommt man an einer
Moschee oder
einem Lumbung Padi (mit Stroh gedecktes Haus zum Aufbewahren
des Reises) vorbei.
Nach etwa 6 km
erreicht man dann Perancak.
Die Gesichter der
Menschen hier sehen anders aus, als die uns bisher bekannten
Gesichter der
Balinesen, und
man merkt sofort, daß Einflüsse anderer Völkergruppen
vorhanden sind.
In dem kleinen Fischerdorf Perancak
steht der wunderschöne Meerestempel Pura Gede Perancak,
der auch Pura Ancak
(ancak = kleiner Korb für Opfergaben) genannt wird. Hier
soll vor vielen
Jahrhunderten
Dang Hyang Nirartha, der in einer Kürbisschale die Bali-Straße überquerte, an
Land gekommen
sein.
Der Tempel wird zur Zeit neu renoviert. Ein
länglicher Teich rahmt den hinteren Teil des
Tempels und seine
der Straße zugewandte Seite harmonisch ein.
Der aus schwarzem
Sandstein kunstvoll gestaltete heilige Tempel liegt direkt
am Ufer des Flusses
Perancak, der
etwa 150 m weiter südlich in den Indischen Ozean
mündet.
Zur Zeit von Nirarthas
Ankunft wurde das Gebiet um Perancak von Gusti Ngurah Rangsasa
kontrolliert. Dieser
führte ein ausschweifendes, lasterhaftes Leben. Er zwang
den frommen
Mann dazu, in
seinem Tempel für ihn zu beten. Als Nirartha seiner Forderung
nachkommen
wollte, brach der Tempel
in sich zusammen. Gusti Ngurah Rangsana ergriff
daraufhin
erschrocken die Flucht.
Die Dorfbewohner bauten den Tempel wieder auf und widmeten
ihn
Dang Hyang Nirartha
und seiner Lehre.
Einmal jährlich
im Juli findet hier Purnama Karo, das traditionelle "Ernte-Dank-Fest"
der Fischer
statt, das von Gamelanmusik und
balinesischen Tänzen umrahmt wird.
Hohe, sich im Wind wiegende
Kokospalmen heißen die Besucher des kleinen, auf einer Halbinsel
liegenden Fischerdorfes
Perancak willkommen. Man kann die Fischer dabei beobachten,
wie
sie am Ufer
oder auf ihren Booten die Netze reparieren.
Dieses
friedliche Stückchen Erde eignet sich wunderbar zum
Spazierengehen, zum Schwimmen
oder einfach
nur zum Sitzen und Reden. Mit ein wenig Glück erlebt man dort
einen traumhaften
Sonnenuntergang,
wenn
die
Sonne
genau
zwischen
Bali
und
Java
im
Meer
versinkt
und
das
Wasser
des
Indischen
Ozeans
kupferrot
glüht.
Bei Flut kann man auf dem
Perancak-Fluß kleine, nach überlieferter Bauart
hergestellte
Jukung- (Einbaum) und Sampan- (kleiner Kahn) Boote beobachten, die
langsam in Richtung Loloan
fahren, dem einzigem
Ort Balis, der ausschließlich von Moslems bewohnt
wird.
Die Bewohner Loloans stammen meist von buginesischen
(aus Sulawesi stammenden) Seefahrern
ab, die sich hier Ende des 17. Jahrhunderts niederließen.
Früher, als Gilimanuk
noch keinen Hafen hatte, war Perancak Hauptumschlagsplatz
für Waren
von und nach Java. Heute ist der kleine malerische Hafen
ein idyllischer Anlegeplatz für die
vielen buntbemalten Fischerboote, die morgens nach
getaner Arbeit wieder zurückkehren.
Jedes dieser
Schiffe bringt täglich etwa 5 bis 10 Tonnen Fische mit, die an
die Fischkonservenfabrik
in Pengambengan,
dem größten Fischereihafen Balis, verkauft
werden. Einmal im Jahr findet in
Perancak das traditionelle
Sampan-Rennen statt.
Seit 1997 kann man am Strand
von Perancak wieder Meeresschildkröten
(Olive Ridley Schildkröte)
beobachten, die dort (nach 40 Jahren Abwesenheit)
ihre Eier im Sand ablegen.
Die Eier der in Indonesien selten gewordenen Tiere werden
von Tierschützern eingesammelt und
an einem geschützten Platz ausgebrütet. Die
geschlüpften kleinen Schildkröten werden nach
60 Tagen wieder ins Meer freigelassen.
Dieses Projekt wird vom
WWF gemanagt, und mittlerweile engagiert sich das ganz Dorf
für den
Schutz der Schildkröten. Von einem Guide erfährt
man allerlei Wissenswertes und Interessantes
über diese Tiere. Später können die Gäste junge
Schildkröten in die Freiheit entlassen und
beobachten,
wie sie im Meer davonschwimmen.
Etwa 50 m
vor dem Tempel von Perancak folgen wir einer kleinen Straße
nach links. Auf einem
Schild
steht in großer Schrift: Pemelih Hara Pemyu
(Kümmert Euch um die Schildkröten).
Kurz
bevor
wir den Strand erreichen,
biegen wir vor einer langgezogenen Mauer nach rechts ab und
erreichen die
Schildkrötenaufzuchtanlage Kurma Asih.
Wir waren ziemlich erschrocken, als
wir in diesem Jahr (2004) die Anlage erblickten, die
ziemlich heruntergekommen
aussah. Pak KetutToya Bendakara, der Sekretär der Organisation
Kelompok Pelestari
Penya Kurma Asih, erzählte uns, daß die Anlage im Jahr 2003 statt der
zugesagten und für die Erhaltung
und Aufzucht der Tiere erforderlichen 50 Millionen Rupiah
(etwa 5.000 Euro) nur 30 Millionen erhielt, und daß
in diesem Jahr noch gar keine Gelder
eingegangen sind.
Die 12 Mitarbeiter der Aufzuchtstation,
die während der Saison von April bis September
hier tätig sind und die auch
von diesem Geld bezahlt werden müssen, haben bereits aus
eigener Tasche den
Dorfbewohnern die gefundenen Schildkröteneier abgekauft. Pro Ei
erhält der Finder 1.000 Rupiah = ca. 10 Cents.
Es ist
wirklich bedauerlich, daß die in den ersten 6 Jahren ihres Bestehens
wirklich sehr
erfolgreich arbeitende Organisation ganz
offensichtlich in Vergessenheit geriet und
keine Unterstützung mehr
erhält.
Wer
die Kurma Asih Organisation zum Schutz der Schildkröten in Bali unterstützen
möchte, kann eine Spende
überweisen oder ein Schildkrötennest, das aus 100 - 135 Eiern
besteht, für 500.000
Indonesische Rupiah (etwa 45 Euro) adoptieren. Dieses Geld wird
ausschließlich für den Ankauf
der Eier und die Aufzucht der kleinen Schildkröten
verwendet.
Die Kontonummer der Organisation lautet: