Wer eine andere, noch weitgehend unbekannte Seite
Balis erkunden möchte, dem
empfehlen wir den Besuch der Region Jembrana (West-Bali).
Die Balinesen nennen dieses rauhe,
schwach besiedelte Gebiet auch "Pulaki",
die verlorene,
unsichtbare Stadt, die eines Tages im
Meer versinken wird. Eine alte Überlieferung berichtet,
daß die Bewohner Jembranas vor
langer Zeit dazu verdammt wurden, für immer
unsichtbar
zu bleiben, weil sie die Tochter eines
mächtigen Hindu-Priesters entehrt hatten.
Junge
Kokosnüsse
Der Name Jembrana kommt von "jimbar
wana", was soviel wie "großer (Ur-)Wald"
bedeutet.
Abgesehen von einem rund 70 km langen
Küstenstreifen besteht der größte Teil der ca.
842.000 km²
großen Region aus bewaldetem
Bergland, das teilweise noch nie ein Mensch betreten
hat.
Kakaofrucht
Allein der West Bali Nationalpark mit seinem nahezu
unberührten Dschungel, in dem man
seltene Vögel, Wildschweine, Rotwild,
Java-Büffel und Affen beobachten kann, nimmt bereits
40% der Gesamtfläche Jembranas ein. Das restliche
Gebiet der Region ist sehr trocken. Das
Klima ist tagsüber
heißer als im Süden, während es abends ziemlich
abkühlt. In den Monaten
Juni bis August weht
stundenweise ein ziemlich heftiger Wind, der die Erde austrocknet und
die Blätter der Bäume braun
werden läßt. Die Morgen- und Abendtemperatur beträgt zeitweise
nur 17 - 20 Grad.
Die kleinen Dörfer in dem stark
zerklüfteten Bergland West-Balis liegen meist weit
voneinander entfernt. Die einzige
Straße in Richtung Norden führt von dem Küstenort
Pulukan nach Singaraja in der
Region Buleleng. Sie windet sich bis zu einer Höhe von
ca. 800 m hoch, vorbei an Nelken-
und Vanille-Plantagen, und bietet zeitweise einen
unvergleichlichen und
überwältigenden Ausblick über den West Bali Nationalpark bis
hinüber zur Insel Java.
Jembrana ist von allen Regionen Balis die am
schwächsten besiedelte.
Die Bevölkerung verteilt sich auf 49 Städte und Dörfer.
Vier von fünf Einwohnern
leben von der Landwirtschaft oder
Fischerei.
Da das Klima trockener und die Erde nicht so
fruchtbar ist, wie auf dem Rest der
Insel, verdienen
die Menschen hier ihr Geld auf Kokosplantagen,
Reisfeldern, durch
Kaffeeanbau im Bergland und mit dem Verkauf von Vanille,
Kakao und Nelken.
Viele der jüngeren Leute sind nach Denpasar
abgewandert, weil sie dort eher die
Chance haben, eine Arbeit zu finden.
Einer der wichtigsten
Fischereihafen Balis ist Pengambengan, etwa 8 km südwestlich
von Negara.
Reispflanzen
Die bevölkerungsreichsten Ortschaften
Jembranas liegen an der Südwestküste entlang der
Hauptstraße, die von Denpasar
nach Gilimanuk führt. Vorbei an großzügig
angelegten sattgrünen
Reisfeldern und Reisterrassen und
flankiert von einer faszinierenden Küstenlandschaft
erreicht
man in ca. 2,5 Autostunden die
Hafenstadt Gilimanuk, von der aus man mit der Fähre nach
Java
übersetzen kann.
Heute besitzt Jembrana sogar
einen eigenen Fernsehsender, Jimbarwana TV und eine
stündlich verkehrende Jimbarwana-Busverbindung,
mit der man für 1000 Rupiah (ca. 8 Cent)
von Medewi bis Negara fahren kann. Der
normale Busfahrpreis beträgt 5000 Rupiah.
Bedingt durch die Nähe zur Insel
Java trifft man in West-Bali zunehmend auf Moscheen
und
javanische Restaurants. Aber in
Jembrana
haben
sich
auch
Balis
größte
und
bedeutendste
Christengemeinden
niedergelassen.
Da es hier nur wenige mit westlichem
Standard ausgestattete Unterkunftsmöglichkeiten
gibt,
blieb diese Region bisher vom
großen Massentourismus verschont und konnte sich deshalb
ihre
Ursprünglichkeit und ihre
natürliche Schönheit bewahren. Hier gibt es viele
Plätze, die einen
Besuch wert sind. Mit ein wenig
Eigeninitiative wird man ungeahnte und erstaunliche,
in
keinem Reiseführer
beschriebene Schätze entdecken.
Balinesisches
Hängebauchschweinchen